Es ist eine „gute Nachricht“ für Schokoladen- und Weinfans. Polyphenol in Lebensmitteln wirkt laut einer Studie gegen gefürchtete Herz-Kreislauf-Risiken.
Frankfurt – In Deutschland sind nach Schätzungen 15 Millionen Menschen vom metabolischen Syndrom betroffen. Das Krankheitsbild aus vier Herz-Kreislauf-Risiken ist auch als „tödliches Quartett“ bekannt: Bauchfett, hoher Blutzucker und hohe Blutfettwerte und Bluthochdruck. Jeder Faktor ist eine Gefahr für Herz und Kreislauf. Doch eine Polyphenol-reiche Ernährung kann laut einer brasilianischen Studie das metabolische Syndrom Risiko um 23 Prozent senken.
„Tödliches Quartett“: Wein, Schokolade und Obst senken laut einer Studie Risiko für metabolisches Syndrom „Das sind gute Nachrichten für Menschen, die Obst, Schokolade, Kaffee und Wein mögen, die alle reich an Polyphenolen sind“, so Isabela Benseñor von der Universität São Paulo und Co-Autorin der Studie in einer Mitteilung . Die Wissenschaftler hatte mit ihrem Team Daten von mehr als 6000 Brasilianern untersucht. Dabei stellten die Forschenden einen Zusammenhang zwischen Ernährung, die reich an Weintrauben, Erdbeeren, Orangen, Schokolade, Wein und Kaffee und einem verringertem Risiko für das metabolische Syndrom fest.
Ähnliche Ergebnisse seien zwar schon in früheren Studien festgestellt worden, so Benseñor. Doch keine, wie die im Fachmagazin Journal of Nutrition veröffentlichte, verfüge über eine so große Teilnehmerzahl und einen so langen Beobachtungszeitraum.
Polyphenole wirken antioxidativ und entzündungshemmend Polyphenole sind in Obst und Gemüse enthalten. Auch im Olivenöl sind die sekundären Pflanzenstoffe mit antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften enthalten. In der Natur wurden bereits mehr als 8000 Polyphenole identifiziert, erklären die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die bekanntesten und am besten untersuchten Gruppe von Polyphenolen sind demnach Phenolsäuren in Kaffee und Wein , Flavonoide in Obst, Bohnen und Schokolade, Lignane in Samen und Orangen und Stilbene in roten Trauben und Rotwein.
„Unsere Ergebnisse in dieser Studie lassen keinen Zweifel: Die Förderung einer Ernährung, die reich an Polyphenolen ist, kann eine wertvolle Strategie zur Verringerung des Risikos kardiometabolischer Erkrankungen und zur Vorbeugung des Metabolischen Syndroms sein“, so die Forscherin Benseñor. Folgen eines metabolischen Syndroms können laut den LMU-Kliniken zu einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten , Schlaganfällen und auch Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose) führen.
Konsum von Polyphenolen in der Nahrung senkt das Herzrisiko um 23 Prozent Der Verzehr von Polyphenolen – in der höchsten geschätzten Menge (469 mg pro Tag) aus verschiedenen Lebensmitteln konnte das Risiko im Vergleich zum niedrigsten Polyphenol-Konsum (177 mg pro Tag) um 23 Prozent senken. Der Konsum von Phenolsäuren – bekannt als Flavan-3-olen, die in Kaffee, Rotwein und Tee vorhanden sind, reduzierte das Risiko um einen ähnlichen Wert. Eine höhere Polyphenol-Aufnahme in der Nahrung ging laut der Studie mit einem niedrigeren Taille-Hüft-Verhältnis, einem niedrigeren Blutdruck und einem niedrigeren Cholesterinspiegel einher.
„Was wir bisher wissen, bezieht sich auf die entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften dieser Verbindungen sowie auf einen möglichen positiven Einfluss auf die Darmmikrobiota“, sagte Benseñor laut der Mitteilung. Deswegen plane sie, die „Rolle von Polyphenolen beim Schutz vor kardiometabolischen Erkrankungen weiterzuerforschen“.
Schokolade fürs Herz essen? Ernährungswissenschaftler nennt Details In Ernährungsstudien, wie in dieser Bobachtungsstudie, lauern an verschiedenen Stellen Fehler, die zu einer Fehleinschätzung des tatsächlichen Effekts führen können. Darauf weist eine Studie einer Freiburger Forschergruppe hin. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer werden beispielsweise nicht, wie bei einer klinischen Studie zu Medikamenten, in Behandlungs- und Kontrollgruppen nach dem Zufallsprinzip eingeteilt. Zudem sind gerade bei Ernährungsstudien, laut Expertinnen und Experten, viele Faktoren unberechenbar. Es gibt mehrerer Verhaltensweisen, die einen Einfluss auf die Gesundheit haben und gar nicht abgebildet werden.
So steckt oft ein wahrer Kern in der Geschichte, erklärt Ernährungswissenschaftler Dr. Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Ernährungs-Mythen, wie beispielsweise dunkle Schokolade für die Herzgesundheit, entlarvt der Ernährungsprofi regelmäßig auf seinem Instagram-Account namens ernmedblog.
Flavanole oder auch Flavan-3-ole sind, laut Smollich, ein „Superstar für Deine Herzgesundheit“. Die Datenlage zu diesen sekundären Pflanzenstoffen sei gut: Täglich 400 bis 600 mg Flavan-3-ole können den Blutdruck senken, den Blutzucker normalisieren und das LDL-Cholesterin senken. Deswegen Schokolade zu naschen, hält der Experte für keine gute Idee: Um 500 mg Flavan-3-ole abzudecken, braucht es vier Tafeln Schokolade, rechnet Smollich vor. Bei Rotwein wären es 4,5 Liter. Allerdings schon zwei Tassen grüner Tee (380 ml), um die erforderliche Menge zu erreichen.
Eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst gilt als das A&O. Doch es gibt auch andere Lebensmittel, die es in sich haben: Laut einer Havard-Studie kann das Risiko für bestimmte Darmkrebsarten durch den Konsum von Joghurt reduziert werden. Und auch im Alter ist die richtige Ernährung essenziell . Denn je älter wir werden, desto mehr Gewicht und Muskelmasse verlieren wir. Und ältere Männer haben einen anderen Nährstoffbedarf als ältere Frauen. (ml)