Bei jährlich weltweit rund 390 Millionen Infektionen und bis zu 50.000 Todesfällen ist das Dengue-Fieber eine in Südostasien und Lateinamerika extrem verbreitete Tropenkrankheit. In Österreich ist seit kurzem eine neue Vakzine mit zwei Teilimpfungen zugelassen. Brasilianische Wissenschafter haben jetzt positive Zwei-Jahres-Daten zu einem Impfstoff veröffentlicht, der nur einmal verabreicht werden muss.
An Impfstoffen gegen das Dengue-Fieber wird seit vielen Jahren gearbeitet. Sie sollen gegen alle vier Subtypen der Erreger zuverlässig schützen und vor allem nicht die Gefahr in sich bergen, dass eine eventuell trotzdem nachfolgende Infektion zu einem schweren Krankheitsverlauf führt. Menschen, die bereits eine Dengue-Infektion überstanden haben, haben das Risiko, bei einer neuerlichen Ansteckung mit einem anderen Erreger-Subtyp schwer zu erkranken. In der EU wurde Ende 2022 ein tetravalenter attenuierter Dengue-Lebendimpfstoff (Qdenga; zwei Teilimpfungen im Abstand von drei Monaten) für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren zugelassen, der dieses Risiko nicht in sich birgt. Eine zweite Vakzine (erste Generation) ist nicht erhältlich.
"Qdenga ist als Dengue-Impfstoff der zweiten Generation ein beachtlicher Fortschritt, aber noch keine ideale Vakzine", stellte dazu der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch in einem Vortrag fest. Der geltende österreichische Impfplan gibt derzeit keine allgemeine Impfempfehlung für Reisende in Dengue-Endemiegebiete. Infrage kommt sie vor allem für Personen, die schon eine Infektion mit dem Virus bestätigt durchgemacht haben, für Langzeitreisende oder Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich die Zahl der offiziell registrierten Dengue-Erkrankungen von weltweit rund 500.000 im Jahr 2000 auf rund fünf Millionen im Jahr 2019 erhöht.
Die Entwicklung geht jedoch weiter. Das staatliche brasilianische Butantan Institut in Sao Paolo hat eine neue Dengue-Vakzine (Butantan-DV) fertig entwickelt. Auch dabei handelt es sich um einen Lebendimpfstoff aus durch genetische Veränderung abgeschwächten Viren. Es ist nur eine einmalige Impfung notwendig.
Im "New England Journal of Medicine" (DOI: 10.1056/NEJMoa2301790) sind am vergangenen Donnerstag die detaillierten Zwei-Jahres-Ergebnisse einer Placebo-kontrollierten Studie mit Zufallszuteilung der Probanden (randomisiert) für die Vergleichsgruppen erschienen. An der Studie mit Beginn im Jahr 2016 nahmen insgesamt 16.235 Personen im Alter zwischen zwei und 59 Jahren teil. Mehr als 10.000 Personen erhielten die Vakzine, die übrigen ein Placebo.
Schon im Dezember 2022 wurde eine Schutzrate gegen eine symptomatische Dengue-Erkrankung von insgesamt 79,6 Prozent registriert. "Unter den Teilnehmern ohne Hinweis auf eine vorangegangene Dengue-Infektion lag sie bei 73,6 Prozent, unter Probanden mit einem Kontakt mit dem Virus bei 89,2 Prozent", schrieben jetzt Esper Kallas vom Bantan-Institut und seine Co-Autoren.
Unter den zwei- bis sechsjährigen Probanden zeigte sich die Vakzine zu 80,1 Prozent wirksam, unter den 18- bis 59-Jährigen betrug die Schutzrate 90 Prozent. Gegen Dengue-Viren vom Subtyp 1 betrug die Wirksamkeit 89,5 Prozent, gegen Dengue vom Subtyp 2 hingegen 69,6 Prozent. Fälle der Erkrankung durch Dengue der Subtypen 3 und 4 wurden nicht beobachtet. Das dürfte mit der zum Studienzeitpunkt in Brasilien aufgetretenen Zika-Epidemie zu tun haben, während der die Zahl der Dengue-Erkrankungen drastisch zurückging.
Die Wissenschafter hoffen darauf, dass die neue Vakzine bereits im Jahr 2025 in Brasilien zugelassen werden kann. Es sei absehbar, dass die Schutzwirkung alle vier Subtypen der Krankheitserreger umfasse, erklärte einer der brasilianischen Koordinatoren der Studie, Mauricio Lacerda Nogueira. Der Impfstoff habe sich sowohl bei den Personen mit bereits überstandener Dengue-Erkrankung als auch ohne eine solche Vorgeschichte als sicher erwiesen.
Wie wichtig eine möglichst einfach verabreichbare und wirksame Vakzine für betroffene Länder wäre, lässt sich aus den aktuellen Daten ablesen. Brasilien erlebt derzeit einen schweren Ausbruch des Dengue-Fiebers. In den ersten vier Wochen des Jahres sind in dem südamerikanischen Land 217.841 wahrscheinliche Fälle registriert worden, teilte das brasilianische Gesundheitsministerium vergangenen Dienstag mit. Das waren mehr als dreimal so viele Fälle wie im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor.
Außerdem registrierten die Gesundheitsbehörden 15 bestätigte Todesfälle, 149 weitere Verdachtsfälle wurden noch untersucht. Innerhalb der ersten elf Monate des Jahres 2023 wurden in Brasilien rund 1,6 Millionen wahrscheinliche Dengue-Erkrankungen gemeldet. Dengue-Infektionen gehören in Österreich zu den meldepflichtigen Erkrankungen.