Mittels einfacher Nachrichten auf das Smartphone lässt sich eine signifikante Linderung von Einsamkeit und Depressionen bei älteren Menschen erreichen. Per WhatsApp verschickte Audionachrichten und Bilder könnten laut einer neuen Studie eine hilfreiche ergänzende therapeutische Option bilden.
Ein Forschungsteam unter Federführung von Forschenden des King's College London , der University of Bristol und der Universität von São Paulo hat die Wirkung einer psychosozialen Intervention mit digitalen WhatsApp-Nachrichten bei älteren Erwachsenen mit Depressionen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachmagazin „ Nature Medicine “ veröffentlicht.
Können digitalen Interventionen helfen?
Grundsätzlich kann die Therapie von Depressionen sich durchaus schwierig gestalten und insbesondere in sozioökonomisch schwachen Regionen sind laut den Forschenden dringend skalierbare Lösungen zur Behandlung von betroffenen älteren Erwachsenen erforderlich.
Ob eine psychosoziale Intervention mittels WhatsApp-Nachrichten hier einen Beitrag zur Linderung der depressiven Symptomatik leisten kann, untersuchte das Team nun an 603 Personen im Alter über 60 Jahren aus der Großstadt Guarulhos im brasilianischen Bundesstaat São Paulo.
Bilder & Audionachrichten per WhatsApp
Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Interventionsgruppe mit 298 Teilnehmden erhielt im Rahmen des Viva-Vida-Programms sechs Wochen lang zweimal täglich, vier Tage die Woche, WhatsApp-Nachrichten mit Bildungsinhalten zu Depressionen und Verhaltensaktivierung.
Da viele ältere Brasilianerinnen mit niedrigem Einkommen nicht richtig lesen und schreiben können, erhielten die Teilnehmenden Audionachrichten oder Bilder, aber keine Textnachrichten. Zudem achteten die Forschenden darauf, eine einfache Sprache zu verwenden.
Eine Schauspielerin oder ein Schauspieler las die Botschaften vor, die von lehrreichen Sätzen über Depressionen bis hin zu Anleitungen zur Verhaltensaktivierung und Ratschlägen zur Vermeidung eines Rückfalls reichten, erläutern die Forschenden.
Die Kontrollgruppe mit 305 Teilnehmern erhielt eine einzige Nachricht mit Bildungsinhalten und keine der Gruppen erhielt Unterstützung von medizinischem Fachpersonal, ergänzt die Studienautorin Marcia Scazufca von der Universität von São Paulo.
Positive Wirkung festgestellt
Zwar schlossen von den urspürnglich 603 eingeschriebenen Teilnehmenden nur 527 die Nachuntersuchung ab, aber es zeigte sich ein deutlicher positiver Effekt der WhatsApp-Intervention.
In der Interventionsgruppe verbesserte sich die depressive Symptomatik bei 109 von 257 (42,4 Prozent) Teilnehmenden im Vergleich zu 87 von 270 (32,2 Prozent) Teilnehmenden in der Kontrollgruppe, berichtet das Team.
Vielversprechendes Potenzial
Der Unterschied zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe in Bezug auf die Verbesserung möge gering erscheinen, aber angesichts der sehr geringen Kosten der Viva-Vida-Intervention und des sehr großen Anteils der Bevölkerung, den sie erreichen könnte, berge sie ein enormes Potenzial.
Zudem kann der Ansatz gut mit anderen Interventionsformen kombiniert werden und es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der Studienteilnahme beobachtet, erläutern die Forschenden.
Die Studie belege die Nützlichkeit einer psychosozialen Intervention mit digitalen Nachrichten zur kurzfristigen Verbesserung der depressiven Symptomatik bei älteren Menschen in Gebieten mit eingeschränkter Gesundheitsversorgung und zeige, dass diese Intervention sinnvoll in die Behandlung älterer Menschen integriert werden kann. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
Autor:
Fabian Peters
Quellen:
Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo: Use of WhatsApp messages by public health service to treat depression in older people produces results, study shows (veröffentlicht 11.06.2024), eurekalert.org
Marcia Scazufca, Carina Akemi Nakamura, Nadine Seward, Thiago Vinicius Nadaleto Didone, Felipe Azevedo Moretti, Marcelo Oliveira da Costa, Caio Hudson Queiroz de Souza, Gabriel Macias de Oliveira, Monica Souza dos Santos, Luara Aragoni Pereira, Mariana Mendes de Sá Martins, Pepijn van de Ven, William Hollingworth, Tim J. Peters & Ricardo Araya: Self-help mobile messaging intervention for depression among older adults in resource-limited settings: a randomized controlled trial; in: Nature Medicine (veröffentlicht 14.03.2024), nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.
Fabian Peters